Königshainer Berge

(teilweise zitiert aus: Kletterführer Zittauer Gebirge und andere Klettergebiete Sachsens, Sportverlag Berlin 1993)

Lage und Bedeutung

Steinbruch Elysium (Thadenbruch)
Die Königshainer Berge, in der östlichen Oberlausitz westlich von Görlitz gelegen, sind ein ausgedehntes, meist bewaldetes Granitgebiet. Ihre höchste Erhebung befindet sich im südlichen Teil, der Ahlberg (411m) in den Kämpferbergen. Als Ausflugsgebiet am meisten besucht ist jedoch der nördliche Teil um den Hochstein (406m).
Die heute noch vorhandenen Granitfelsen sind die Überreste von ehemals etwa 100 freistehenden, bis 24m hohen Felstürmen, welche die Königshainer Berglandschaft zwischen Hochstein und Schwalbenberg überragten. Durch den vor etwa 200 Jahren begonnenen Steinbruchbetrieb wurden sie abgetragen, um an das begehrte Baumaterial zu gelangen. Granit aus den Könishainer Bergen wurde bei vielen Bauten im nahen Görlitz, aber auch am Reichstagsgebäude in Berlin, am neuen Fichtelberghaus und für den Leuchtturm von Kap Arkona auf Rügen verwendet. Einer der bedeutendsten Felsen, der dem Abbau noch um 1930 zum Opfer fiel, war der Firstenstein. Auf seinem Gipfel trug er eine Gedenksäule für den Pionier der wissenschaftlichen Erforschung des Gebietes, Carl Adolph Gottlob von Schachmann (1725-1789). Endgültig eingestellt wurde der Steinbruchbetrieb im Jahre 1975. Interessierte Besucher finden einen Lehrpfad, ein Museum sowie eine Freiluftausstellung zum ehemaligen Granitabbau vor.
Steinbruch Kolosseum:
Ostwand und
"Sonnenwinkel"
Der Erhalt des Kultfelsens Totenstein - hier wurden zahlreiche Ur- und frühgeschichtliche Zeugnisse gefunden - ist einem Besuch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1844 zu danken, der den Felsen unter Schutz stellen ließ.
Die Königshainer Berge sind Landschaftsschutzgebiet. Der Bereich um den Hochstein mit den dortigen Kletterfelsen ist Naturschutzgebiet. Als Naturdenkmal und Bodendenkmal ist der Totenstein geschützt. Um den Steinbruch Kolosseum befindet sich ein Vogelschutzgebiet, dessen Betreten streng verboten ist.
Die Kletterziele der Königshainer Berge konzentrieren sich im nördlichen Teil um den Hochstein. Sie umfassen acht natürliche, freistehende Felsen, die aber von der Rückseite ohne oder durch kurze Kletterei ersteigbar sind und deshalb als Massivwände gelten, und neun Steinbruchwände mit Höhen bis 30m und lohnenden Aufstiegen.

Geschichte

Die ersten bekannten Klettereien in den Könishainer Bergen wurden 1952 am Totenstein und an den Teufelssteinen von Görlitzer Bergsteigern (Wilfried Zahn, Kurt Hirt u.a.) durchgeführt. Vorgefundene Haken an mehreren Felsen weisen aber darauf hin, daß schon früher dort geklettert wurde.
An der Hamannwand (auch Großer Steinbruchturm genannt) wurden 1974 die ersten Wege durchstiegen, 1975 in ihrer Talseite vier künstliche Route zum alpinen Training eingerichtet. Im Steinbruch Paradies wurden 1977 die ersten Kletterwege begangen. Bis Mitte der achtziger Jahre wurde das Gebiet fast nur von Einheimischen zum Training aufgesucht.
Steinbruch Paradies, Westwand
Die Haupterschließung des Gebietes begann 1986 zuerst an den freistehenden Felsen. Besonders aktiv waren hier Wilfried Zahn, Frank Hentschke und Michael Noack. In den Steinbrüchen wurden erste Wege vielfach über Umlenkpunkte von oben gesichert durchgeführt. Bei vielen Aufstiegen der Jahre ab 1989 brachte man die Sicherungspunkte vor der Durchsteigung durch Abseilen an. Dies wurde auf Grund der Gesteinsstruktur in den ehemaligen Steinbrüchen als Ausnahme anerkannt. Aufstiege wie Kolosseum Spiel des guten Willens (1990) und Paradies-Westwand Avalon (1992) verdeutlichen aber, daß auch schwierige Erstbegehungen ohne künstliches Anbringen von Sicherungspunkten möglich waren. An dieser vorerst letzten Erschließungsperiode waren vor allem Matthias Arlt, Bernd Arnold, Ralf Reißig, Michael Urban und Thomas Schicke beteiligt. Die folgenden Wege zeigen das steigende Niveau dieser Periode:
1986 Hochsteinscheibe Königsüberhänge
1988 Schachmannturm Plakette
1989 Kolosseum Sonnenwinkel
1990 Kolosseum Finale
1991 Herbstwand Climbator
1992 Kolosseum Tanz in der Technoburg
Rotpunktklettern hat sich heute in den Königshainer Bergen weitgehend durchgesetzt. Auch zahlreiche Erstbegehungen der letzten Jahre wurden in diesem Stil durchgeführt.

Art der Kletterei und wichtige Regeln

An den natürlichen Felsen der Könishainer Berge ist der Granit fest, dagegen ist in den ehemaligen Steinbrüchen mit lockerem und stellenweise brüchigem Gestein zu rechnen.
Für das Gebiet gelten grundsätzlich die Sächsischen Kletterregeln. Aufgrund des Gesteins dürfen Klemmkeile benutzt und bei Erstbegehungen Haken bzw. Bohrhaken angebracht werden.
Künstliches Klettern ist nur an den im Kletterführer genannten Aufstiegen zulässig. Die Verwendung von Magnesia ist nicht generell verboten, allerdings sollte sparsam damit umgegangen werden, und die Spuren sind wieder zu entfernen.
Erstbegehungen werden wegen der Ausbruchsgefahr zum Teil mit von oben angebrachten Haken durchgeführt. Solche Wege sind im Kletterführer speziell gekennzeichnet.

Die Schwierigkeitsskala

Es wird die sächsiche Schwierigkeitsskala angewendet (siehe Sächsische Schweiz). Bei künstlicher Kletterei (Hamannwand) werden die entsprechenden Schwierigkeitsgrade (A0 bis A3) angegeben.

Kletterführer und Karten

Unterkünfte

Kneipen

Sperrungen

Ansprechpartner und Erste Hilfe

Übersichtskarte

Die einzelnen Kletterfelsen


© Matthias Mann, 01.11.2007