Harz

Lage und Bedeutung

Vorbemerkung: Viele Jahrzehnte hat sich die klettersportliche Entwicklung im Ostteil und im Westteil des Harzes getrennt vollzogen. Es existieren verschiedene Gewohnheiten, verschiedene Regeln und auch verschiedene Kletterführer für die Gebiete des West- und des Ostharzes. Es ist darum nur natürlich, daß die folgende Übersicht dazu gezwungen ist, West- und Ostharz teilweise separat zu behandeln.

Ostharz: Als das am weitesten nördlich gelegene Mittelgebirge der ehemaligen DDR liegt der Ostharz zwischen Nordhausen im Süden und Wernigerode im Norden. Neben der reizvollen Landschaft prägen zahlreiche touristisch attraktive Orte das Bild: Stolberg, Quedlinburg, Wernigerode, Harzgerode, Hasselfelde, Gernrode, Thale, Elbingerode und Schierke sind Beispile für bekannte Urlaubsziele. Vielerorts sind historische Bauwerke erhalten geblieben.
Quer über das Gebirge verlief dicht westlich seines höchsten Gipfels, des Brockens (1142m), die ehemalige Staatsgrenze zwischen DDR und BRD.
Das Gebirgsmassiv des Harzes wurde in der Kreidezeit herausgehoben. Dadurch richteten sich Sandsteinschichten des Harzvorlandes auf und es entstanden Überschiebungen am nördlichen Gebirgsrand. Nach allen Seiten ist der Harz scharf zur Umgebung abgegrenzt, im Norden und Nordwesten steigt er wie eine Mauer auf. Das Gebirge ist reich an wildromantischen Tälern, großartigen Ausblicken und ausgedehnten Wäldern. Die Bode als Hauptfluß des Harzes wird durch die Rappbodetalsperre (höchste Staumauer der DDR) seit 1958 wirtschaftlich genutzt.
Die Kletterziele des Harzes finden sich zum Teil im nordöstlichen Harzvorland, den Sandsteinfelsen der Halberstädter und Blankenburger Kreidemulde. Weitere Kletterfelsen bieten die Teufelsmauer und die südliche Umgebung von Halberstadt. Im eigentlichen Harz finden sich Kletterziele im Steinbachtal bei Thale, an den Granitklippen des Brockengebiets zwischen Schierke und Ilsenburg und im Südharz bei Ilfeld.

Westharz: Bedingt durch die etwas abseitige Lage an der ehemaligen Grenze zur DDR hatte der westliche Teil des Harzes eine eher regionale Bedeutung für den Klettersport. Viele der Kletterer aus dem Westharz zog es schon bald in bedeutendere Gebiete, wie z.B. Frankenjura. Dennoch ist dieser Teil des Harzes ein vielbesuchtes Urlaubsgebiet für die Niedersachsen, besonders zum Skisport und Wandern.

Geschichte

Ostteil: Die Erschließung des Ostharzes als Klettergebiet begann Anfang der 20er Jahre mit ersten Klettereien im Bodetal. Gustav Kowalewski aus Thale erschloß die ersten Wege am Roßtrappenfelsen, am Besen und am Kirchl. Im Brockengebiet wurden die ersten Wege von Wilhelm Hecht, Gustav Koch und Curt Rehschuh aus Wernigerode durchstiegen. Ab 1925 rückte besonders der Kleine Feuerstein in den Mittelpunkt neuer Erstbegehungen.
Magdeburger Bergsteiger, unter ihnen Rudolf Palmie, Dr. Baatz, Franz Michaelis und Hans Pistel, begannen 1921 mit der Erschließung des Regensteingebietes.
Ab etwa 1952 nahm das Klettern einen neuen Aufschwung. Zahlreiche schwierige Wege wurden seitdem erstmals begangen (1952 Guglia - Hoher Riß; 1953 Dicker Turm - Nordwestkante). Insbesondere an den Massivwänden des Regensteingebietes wurden viele lohnende Touren durchstiegen, z.B. Regensteinspitze - Ostriß (1964) und Hohe Wand - Neuer Talweg (1970). In der Folgezeit wurden auch weitere Kletterfelsen und -gebiete neu entdeckt und erschlossen, wie zum Beispiel Kleiner Gegenstein, das Gebiet des Steinbachtales, das Ilsetal, der Südharz.
Die Massivwände der Teufelsmauer wurden in den Jahren 1975 und 1976 erstmals durchstiegen.
Mit der Ausweisung des Bodetales als Naturschutzgebiet und vor allem dem Mißbrauch des Regensteingebietes als Militärgelände ab 1975 bis heute fielen im Ostharz eine große Zahl bedeutender Kletterziele der Totalsperrung zum Opfer.

Westteil: Etwa um 1900 wurden die ersten Routen im Westharz durchstiegen, an den Adlerklippen und der Rabowklippe im Okertal.
Erst in der Mitte der 30er Jahre wurde das Gebiet ausführlicher erschlossen, darunter die ersten Wege im Eckertal.
Nach dem 2. Weltkrieg erschlossen insbesondere Sportfreunde um Berni Lentge den westlichen Teil des nun geteilten Harzes weiter. Wege wie Uhuklippe - Grat, Marienwand - Alte Südwand und Treppensteinturm - Schwiegermutterriß wurden in dieser Zeit erstbegangen.
Ende der 50er Jahre begann vor allem R. Goedeke aus Braunschweig mit vielen neuen Erstbegehungen (Treppenstein - Nordwand, Rabenklippen - Blutiger Riß). Mit seinem Namen ist auch der zunehmende Verzicht auf künstliche Hilfsmittel verbunden. Diese Entwicklung verlief im westlichen Teil hauptsächlich nach amerikanischem Vorbild, so verbreitete sich beispielsweise auch das mit vielen Bohrhaken gesicherte "Rotpunktklettern".
Bedeutende Wege dieser Zeit sind Zipf - Nordverschneidung (1973), Kurfürst - Weg der Arbeit (1974) und Linker A-Riß (1975). Noch 1976 wurden Erstbegehungen neuer Wege aber auch teilweise von oben gesichert (Vorturm - Nußfit).
Mit der Entwicklung des "Sportkletterns" Anfang der 80er Jahre begann auch die Auseinandersetzung um die Verwendung von Bohrhaken und Magnesia. Wichtige Erstbegeher in diesen Jahren sind C. Hunter, P. Brunnert; später T. Nöltner, G. Wiechmann und M. Sykora. Einige Spitzenwege dieser Zeit sind Treppensteinturm - Okerpoker 1980, Obere Studentenklippen - Sonne statt Re(a)gen 1982, Zieten - Banana-crack 1982.

Art der Kletterei und wichtige Regeln

Im Harz ist eine breite Palette verschiedener Gesteinsformen anzutreffen - vom weichen Sandstein des Regensteingebietes über den verquarzten festen Quadersandstein der Teufelsmauer, die Granitklippen im Hochharz bis zum Porphyrit bei Ilfeld.
Die sächsischen Kletterregeln finden grundsätzlich auch im Ostteil des Harzes Anwendung (Erschließung neuer Routen von unten; keine Verwendung von Klemmkeilen o.ä. an weichem Gestein (Sandtein); keine Verwendung von Magnesia). Technisches Klettern darf nur an entsprechend ausgewiesenen Routen erfolgen.
Die Regeln und die Bewertung im Westharz wird geprägt durch die Spielformen des "amerikanischen Kletterns" (Rotkreis, Rotpunkt, Onsight, Rotkreuz). Insbesondere in der Zeit der Verbreitung des Rotpunktkletterns entstanden durch Bohrhaken gesicherte Routen. Es herrscht ein generelles Verbot von Neuerschließungen.

Die Schwierigkeitsskala

Im Ostteil des Harzes wird die sächsiche Schwierigleitsskala (siehe Elbsandsteingebirge) verwendet, technische Passagen erhalten Einstufungen von A0 bis A3. Für den Sandstein gewöhnten Kletterer ist die Einstufung im Schnitt relativ hart.
Im Westharz sind die Wege generell nach der UIAA-Skala eingestuft.
Ein Vergleich der Schwierigkeitsgrade findet sich hier.

Kletterführer und Karten

Unterkünfte

Kneipen und Touristenattraktionen

Generell wird im gesamten Gebiet vor unverschämten Preisen, teilweise auch vor unfreundlicher Bedienung in den Gaststätten gewarnt.

Sperrungen

Von den knapp 300 Kletterzielen im Ostharz sind etwa 100 völlig gesperrt.
Zum großen Teil erfolgte dies aus Naturschutzgründen, aber auch weil NVA und später die Bundeswehr sich dort hinter Stacheldraht verschanzt haben.
Gesperrt sind zum Beispiel alle 24 Felsen im Bodetal, alle 8 Felsen an der Teufelsmauer bei Neinstedt, 35 von 74 Felsen im Brockengebiet und 17 von 25 Felsen im Regensteingebiet.
Für weitere Kletterziele gibt es zeitlich begrenzte Sperrungen, und an über 50 (meist weniger bedeutenden) Felsen wird freiwillig auf das Klettern verzichtet.

Ansprechpartner und Erste Hilfe

Die einzelnen Kletterreviere

(siehe auch Seiten von Carl Ockier, auf die hier zum Teil verwiesen wird; - in englisch)


© Matthias Mann, 30.10.2007