In unmittelbarer Nähe des Kurortes Gohrisch terrorisiert Hubschrauberlärm Anwohner, Touristen und die Natur. Transallmaschinen dröhnen im Tiefflug über geschützte Natur (Augezeugen sprechen von 50m über Grund) und der Sächsische Umweltminister Vaatz (CDU) hat keine grundsätzlichen Bedenken gegen diese Manöver. Hier wird ganz bewußt die Forderung nach einer Flugbegrenzungszone über der Sächsischen Schweiz torpediert. Hatte noch 1991 die Sächsische Staatsregierung dieses beim Bundesverkehrsministerium beantragt - was aber damals abgelehnt worden war - so legalisiert diese Regierung jetzt sogar, daß die Bundeswehr nicht einmal der Tatsache Rechnung trägt, daß die Sächsische Schweiz in die Liste der Vogelschutzgebiete aufgenommen wurde. Damit sollte dort eine Mindestflughöhe von 600 m über Grund eingehalten werden. Stattdessen schwebte heute ein Hubschrauber nur 5 Meter über dem Gipfel der Grossen Hunskirche. Die Bundeswehr versucht zu beschwichtigen und zu verharmlosen. Dazu ist sie sogar mit einem Infobus und einem eigenen "Umweltexperten" angerückt, welcher mehrfach beteuerte, daß alle Umweltvorschriften eingehalten werden. Bei den Politiker in Sachsen zumindestens hat das ja geklappt. So hat am 10. Oktober der sächsische Landtag mit CDU-Mehrheit diese Übung zwar nicht gebilligt aber gegen eine Abwendung gestimmt. Proteste von Anliegergemeinden, Umweltschützern, Tourismus- und Bergsteigerverbänden wurden ignoriert.
Um mir nun selbst ein Bild davon zu machen, bin ich heute gleich nach der
Arbeit zum Papststein geradelt. Der Hubschrauberlärm war schon ab
Königstein zu hören, im Ort Gohrisch war er dann schon
unerträglich. Am Parkplatz Papststein dann das erste Transparent
gegen diese Übung. An der Hunskirche konnte man schon von weitem
ebensolche Losungen ausmachen.
Auf dem Weg zur Hunskirche wurde ich schon stutzig, der befestigte Weg
durch den erosionsgefährdeten Hang war reichlich von Mulis
zertrampelt, das Holzgeländer umgebrochen. Am Fuß der
Hunskirche standen dann so ca. 25 Gebirgsjäger und hielten alle
Umweltvorschriften ein, d.h. sie rauchten fleissig im Wald. Der Gipfel
war von einigen Bergsteigern besetzt worden, ich kletterte zu ihnen hoch.
Sie hatten sich zwar der Gefahr durch den Hubschrauber heruntergeweht zu
werden aussgesetzt, konnten aber dennoch nicht verhindern, daß der
Hubschrauber Soldaten dort absetzte. Die seilten dann - nachdem sie die
"Besetzer" ordentlich vollgepöbelt hatten - von dort ab aber nicht auf
der übliche Abseiltrasse sondern - weil wesentlich fotogener - an der
Talseite welche im unteren Bereich recht brüchig ist. Deshalb sollten
auch ursprünglich nur 6 (oder gar nur 4) Gebirgsjäger bei der
eigentlichen Felsübung eingesetzt werden, tatsächlich waren aber
heute so zwischen 20 und 25 von ihnen auf dem Gipfel.
Unten wurde inzwischen mitten in der Schonung "Bewegen im
schwierigen Gelände" geübt, auch Mulis trampelten durch die sehr
empfindlichen Sandhänge. Für eine zünftige Geräuschkulisse sorgten
weiterhin die Hubschrauber, welche Fallschirmjäger und Wiesel-Leichtpanzer
absetzten und sich auch mal einen Ausflug zum nahegelegenen Pfaffenstein
genehmigten, an welchem in diesem Frühjahr erst zwei Klettergipfel gesperrt
wurden, um eine Ruhezohne für Falken zu schaffen.
Nachdem ich nun all diesen Frevel gesehen und noch den in der Gipfelbuchkassette deponierten, sehr moderaten offenen Brief des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz "Heimatfreunde Gohrisch" an die Soldaten gelesen hatte, fragte ich einen der beteiligten Soldaten, wozu das Ganze hier den gut sei. "Ja heute ist doch nur Generalprobe", erhielt ich zur Antwort: "morgen geht's doch erst richtig los, da sind dann Gäste (Politiker...) eingeladen, die das bewundern sollen..."