Frühstück bei der Tourbasa |
Als wir aufwachen, packen alle Tourbasa-Gäste schon wieder - oder immer noch.
Wie wir erfuhren, existieren auch für die Katamaranfahrten
Schwierigkeitsgrade von I bis VI.
Da teilweise Familien mit Kindern teilnahmen, war zwar nur eine II geplant,
mit selbstgebauten Katamaranen aus Baumstämmen und Kunststoff-Foliensäcken
aber sicherlich trotzdem ein Abenteuer ...
Um 10:00 Uhr fährt der Dampfer zum anderen Ende des Sees ab.
Wir sind an diesem Tag noch mit dabei und werden abends wieder zur Tourbasa zurückkehren.
Der Telezker See gilt als die "Perle des Altai" und ähnelt in vielerlei Hinsicht dem
größeren Baikalsee: Auch er hat eine langgestreckte Form, hat mehrere Zuflüsse -
darunter den Tschuliman und den Baschkaus - und nur einen Abfluß:
die Bija, die nach ihrem Zusammenfluß mit dem Katun zum 3500km langen Ob wird.
Wir sitzen trotz tiefhängender Wolken auf dem Deck des Dampfers und diskutieren die
Möglichkeiten einer gegenseitigen Benachrichtigung bei einer Weiterführung unserer
Tour auf eigene Faust. Es existieren dazu recht wenig Möglichkeiten - ein Telegramm
an die Universität Kazan nach unsrer Rückkehr ist das einzig Mögliche,
was wir vereinbaren können.
Unser Flug geht erst am nächsten Tag;
wir haben Zeit und hatten daher beschlossen,
an der Fahrt über den See teilzunehmen.
Dort, wo kurz nach deren Zusammenfluß die beiden Flüsse
Tschuliman und Baschkaus in den Telezker See münden,
würden unsere Gastgeber an Land gehen.
Ebendiese Flüsse waren das Ziel der Kazaner Sportgruppe.
Telezker See gegen Artybasch
Der Telezker See liegt 434m über dem Meeresspiegel, ist etwa 80 km lang, bis 5 km breit
und hat eine Fläche von 231 Quadratkilometern.
Mit maximal 325m ist er etwa 10x tiefer als die Müritz und ist damit nach dem Baikal
der zweittiefste See Sibiriens.
Seine fast 40 km3 Wasser sind angeblich so klar, daß man darin über 15m weit sehen kann.
Umgeben von Bergketten, die bis fast 3000m aufragen, können einige Siedlungen an seinem Ufer
nur über den Wasserweg erreicht werden.
Die nächste Stromleitung war seinerzeit 240km und die nächste Bahnstation 350 km entfernt ...
Bären soll es hier geben, eine Unmenge Fischarten im See und über tausend Pflanzenarten.
Kurz nach Mittag gibt es eine Unterbrechung: Der Dampfer hält mit hoher Geschwindigkeit auf das Ufer zu und stoppt gerade so, daß der Bug im Ufersand stecken bleibt. Vorn wird eine Leiter angelegt und alle Reisenden haben die Gelegenheit, sich am Ufer die Beine zu vertreten. Wenige Schritte weiter gibt es eine Sehenswürdigkeit: Ein Wasserfall beachtlicher Größe bildet eine Art Pilgerziel für alle Reisenden. Nach einheimischem Brauch hängen unzählige Stoffetzen an den Ästen der umstehenden Bäume.
Um 15:00 Uhr legen wir am Südende des Telezker Sees an. Unweit befindet sich die Mündung des Tschuliman und eine gleichnamige Touristenstation. Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern, natürlich werden Souveniers ausgetauscht. Ich verschenke meine Mütze an Vinera.
Routenplanung |
Wir sind nun auf uns allein gestellt.
Zumindest haben wir ein "offizielles" Empfehlungschreiben in der Tasche...
Zunächst geht es die ganze Strecke über den See wieder zurück nach
Artybasch, das Schiff braucht ohne Pause 4 Stunden.
Diesmal verbringen wir die meiste Zeit in der windgeschützten Kabine.
Wir wälzen Karten, die eigentlich viel zu ungenau sind - und machen Pläne.
Die Wolken reißen auf und wir erleben den Sonnenuntergang noch auf dem See.
Telezker See im Abendlicht |
31. Juli
Frühstück in der Tourbasa |
Die Nacht in der Tourbasa war etwas laut - im Nachbarverschlag war wieder mal Packen und Diskutieren angesagt.
Wir schliefen trotzdem aus; früh kochen wir Tee und "Kascha", die unvergleichlich typische und gleichzeitig grauenhafte Pudding-Griesbrei-Pampe, um die man bisher bei keiner Fahrt in die Sowjetunion herumgekommen ist. Dazu - säuberlich gerecht verteilt - ein Stück Kastenweißbrot mit einem Ringel Salami.
Operation |
Danach war OP-Termin.
Töwi mußte sich freimachen (am Fuß), eine grüne Atomschutz-Plane
war die Unterlage.
Das Ziehen der Fäden verlief problemlos, und so stand unseren weiteren Abenteuern
eigentlich nichts mehr im Wege.
In Ruhe und mit etwas Kribbeln im Bauch ob des ungewissen Weiterverlaufs packten wir unsere Rucksäcke und begaben uns mit dem üblichem Vorlauf von fast 2 Stunden vor Abflug zum Flughafen von Artybasch ...
Karte Sowjetunion |
Karte Westsibirien |
Karte Altai |